Aufbrüche aus der Widerständigkeit
Die Spaltung Koreas, die ausgesetzte Situation der Flüchtlinge in Südkorea waren vor 60 Jahren der Ausgangspunkt für den Aufbruch der katholischen Frauenbewegung unter Herta Pammer zu einem Engagement außerhalb von Landes- und Kontinentalgrenzen. Pammer hatte dazu aufgerufen, ´über den Tellerrand hinaus‘ zu sehen und jenes Geld zu spenden, was Familien übrig bliebe, wenn sie am jeweils zweiten Freitag in der Fastenzeit nur Suppe äßen. Im Sommer 2016 hat das Land Südkorea mit einer Einladung von kfb-Leitungsfrauen und einer öffentlichen Ehrung noch einmal dankend zurückgeschaut auf die wichtige Hilfe, die damals von österreichischen katholischen Frauen gekommen ist.
„Teilen“, das „stark macht“, das „Zukunft spendet“: Schon Herta Pammer war klar, dass es mit Spenden allein nicht getan ist, sondern auch am Bewusstsein der Menschen gearbeitet, in Bildung und in Forschung investiert werden müsse. Pammer gründete 1967 die „Österreichische Forschungsstiftung für Entwicklungshilfe“ (ÖFSE) mit, initiierte die Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für Mission und Entwicklung, gründete die Kommission „Justitia et Pax“, die sich mit den Themen Frieden und Gerechtigkeit auseinandersetzt. Sie startete eine Stipendienaktion, im Rahmen derer kfb-Frauen Studierende aus Ländern des Globalen Südens aufnahmen, später beheimatete das Afro-Asiatische Institut, das Pammer mitbegründete, die StipendiatInnen während ihres Aufenthalts in Österreich.
Die Spendengelder flossen zwischenzeitlich nicht nur nach Südkorea, sondern auch nach Thailand, Laos, auf die Philippinen und nach Taiwan. In den siebziger Jahren wurde Indien Schwerpunktland. Christa Esterhazy professionalisierte als Referentin der kfb für Entwicklungshilfe die Förderpolitik der Aktion Familienfasttag, die sie mit der CIDSE, dem Internationalen Dachverband katholischer Hilfswerke koordinierte, 1988 gründete sie gemeinsam mit anderen kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen den Dachverband AGEZ, heute AG Globale Verantwortung.
Nach der Weltfrauenkonferenz in Nairobi 1985 wurde die Aktion Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung Österreichs verstärkt gegen Gewalt gegen Frauen aktiv, weitete ihr Engagement auf Nepal, Chile und Nicaragua aus. Kfbö-Vorsitzende Ingrid Klein und ihre Stellvertreterin Traude Novy beteiligten sich in den 90er-Jahren an der Gründung von „Horizont 3000“, der größten österreichischen Organisation in der nichtstaatlichen Entwicklungszusammenarbeit, Novy betrieb mit anderen die Gründung des entwicklungspolitischen Netzwerkes für Frauenrechte und feministische Perspektiven, WIDE , und setzte sich für fairen Handel ein. Seit 1992 veranstaltet die kfb öffentlichkeitswirksame „Benefizsuppenessen“, unterstützt von KirchenvertreterInnen, PolitikerInnen und Prominenten aus Kultur und Gesellschaft. Das heurige Benefizsuppenessen der Aktion Familienfasttag der kfbö findet am 20. Februar zum Themenschwerpunkt „Friedensaktiv. Frauen für eine gerechte Welt“ mit Projektpartnerinnen aus Kolumbien statt.
Seit den 2000er-Jahren engagiert sich die kfb mit der Aktion Familienfasttag und diversen zivilgesellschaftlichen Organisationen verstärkt um eine Änderung von Wirtschaft und Politik in den Ländern des Nordens, weil ohne das Bekenntnis zu einer globalen Verteilungsgerechtigkeit Entwicklungspolitik erfolglos bleibt. Die wichtigsten Kampagnen, die die Aktion Familienfasttag bis heute mitträgt, sind die „0,7%“-Kampagne für mehr staatliche Mittel in der Entwicklungszusammenarbeit, die „Clean Clothes Kampagne“ und Kampagnen gegen Gewalt an Frauen. Aktuell beschäftigt sie u.a. die Rolle von Frauen zuzeiten des Klimawandels.
„Wir, in den Ländern des Nordens, müssen unseren eigenen Lebensstil infrage stellen“, so Eva Oberhauser, derzeit stellvertretende Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs und zuständig für die Aktion Familienfasttag: „Von Anfang an ging es darum, Verzicht zu üben, um sich auf den eigenen Wohlstand und die eigene Freiheit zu besinnen. ‚Teilen‘ heißt herzugeben, selbst einfacher zu leben“. Das „Gemeinwohl vor den Eigennutz“ zu stellen, und das global, fordert denn auch kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner im aktuellen „Familienfasttags-Magazin“.
Das Magazin , das dem 60-Jahr-Jubiläum gewidmet ist, enthält u.a. Grußbotschaften von Kardinal Christoph Schönborn, Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der ehemaligen Vizepräsidentin des Europaparlaments Ulrike Lunacek, der Schriftstellerin Eva Rossmann, dem scheidenden Präsidenten der Österreichischen Wirtschaftskammer Christoph Leitl, der Vorsitzenden des Österreichischen Frauenrats Margit Fischer und der Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, Schwester Beatrix Mayrhofer. Das Heft kann kostenlos bei der Katholischen Frauenbewegung bestellt werden. Im November diesen Jahres lädt die Aktion Familienfasttag anlässlich ihres Geburtstages zu einem öffentlich zugänglichen Symposium zum Thema „Frauen verändern die Welt!? Wann führt Empowerment von Frauen zu einer sozialen, ökonomischen und ökologischen Transformation?“ ( 9.-11.11.2018, Bildungshaus St. Virgil, Salzburg).