Gleiche Rechte für alle, weltweit!

Was bedeutet die jüngste Enzyklika „Fratelli Tutti“ von Papst Franziskus für die Entwicklungszusammenarbeit?
Anna Raab: Seine zentrale Forderung lautet: gleiche Rechte für alle, weltweit! Im Kern handelt es sich um eine fundamentale Kritik am herrschenden
globalen Wirtschaftssystem, das Mensch und Natur ausbeutet und vor allem Indigene, Frauen, Menschen mit körperlichen Einschränkungen benachteiligt. Er plädiert dafür, dass sich Länder auf Grundlage der eigenen ursprünglichen Kultur weiterentwickeln können müssen. Denn nur so können Menschen und Völker ihr Potenzial vollständig entfalten. Das kommt letztlich der gesamten
Menschheit zugute.
Wie sieht Entwicklungszusammenarbeit konkret aus, wenn sie sich an dieser Enzyklika orientiert?
Anna Raab: Sie begegnet den Menschen auf Augenhöhe. Nicht die angeblich
„entwickelten“ Länder wissen, was gut ist für die Entwicklungsländer“, und lösen „ihre Probleme“. Vielmehr erkennt sie an, dass es vielfältige Wege zu einem Guten Leben gibt und die Menschen selbst sehr gut wissen, was sie dafür brauchen. Im Grunde plädiert Papst Franziskus für eine Abkehr von einer kolonial gedachten Entwicklungszusammenarbeit.
Was trägt die Katholische Frauenbewegung mit ihrer Aktion Familienfasttag bei?
Anna Raab: Diesen Ansatz verfolgen wir seit mehr als 60 Jahren. Es geht nicht um Almosen, sondern um Solidarität und globale Gerechtigkeit. Das sind unsere grundlegenden Förderkriterien. Am Beispiel unserer Partner*innen-Organisation AMOIXQUIC aus Guatemala können Sie das sehr gut erkennen: Die indigenen Frauen erarbeiten sich selbst Wege zu einem Guten Leben. Wir, die kfb-Frauen und alle ihre Unterstützer*innen, stellen ihnen nur Mittel dafür zur Verfügung.