Care-Arbeit sorgt dafür, dass das Leben weitergeht – überall auf der Welt.
Denn nur versorgt, genährt und mit betreuten Kindern, Älteren und Pflegebedürftigen funktioniert eine Gesellschaft.
Ob Hilfe bei der Hausübung, die Beschaffung von Trinkwasser oder das tägliche Kochen: alles Arbeiten, bei denen der Mensch im Fokus steht. Sorgearbeit, die auch als Care-Arbeit bezeichnet wird, ist als unbezahlte wie bezahlte Tätigkeit systemrelevant. Trotzdem kommt diese Arbeit in Wirtschaftstheorien, Quartalszahlen und Wachstumsprognosen nicht vor.
Frauen tragen größte Last
Laut Schätzungen werden täglich mehr als zwölf Milliarden Stunden unbezahlte Sorgearbeit geleistet. Während 80 % der Arbeitsleistung von Männern bezahlt wird, sind es bei Frauen im Durchschnitt nur 41 %. Care-Arbeiten werden vor allem von Frauen und Mädchen getragen, sehr oft unbezahlt oder unterbezahlt – und das ist vor allem im Globalen Süden der Fall. Dadurch bleibt den meisten von ihnen keine Zeit für eine Erwerbsarbeit oder für Aus- und Fortbildung. In vielen Ländern ist die staatliche Daseinsvorsorge unzureichend, was den Aufwand für die Sorgearbeit nochmals erhöht. Der Ausweg aus den prekären Lebensverhältnissen? Migration – und die oft schlecht bezahlte, nicht abgesicherte oder illegale Sorgearbeit im Ausland. Wobei die eigene Familie wiederum von anderen versorgt werden muss, z. B. von Verwandten, Nachbar:innen oder Frauen, die aus noch ärmeren Verhältnissen stammen. Ein Kreislauf, der zur aktuellen globalen Sorgekrise beiträgt.
Ein Grund mehr, warum man in der Entwicklungszusammenarbeit bei der Sorgearbeit ansetzten sollte. Denn wenn sich Frauen zusammenschließen, um die notwendige Sorgearbeit innerhalb einer Community zu organisieren, lässt sie der gemeinsame Halt wachsen.
© Mag.a Christine Buchinger. Der Artikel wurde dem Familienfasttagsmagazin 01/2022 entnommen.
Um noch mehr zu erfahren wie Sorgearbeit und entwicklungspolitische Zusammenarbeit zusammenhängen lies das Interview mit Edeltraud Novy.