„Plötzlich habe ich einen Sinn für die Gemeinschaft entwickelt.“
„Nimm, was du brauchst, und gib, was du kannst. Jede:r, ob reich oder arm, hat die Möglichkeit zu teilen und zu helfen“, sagt Elvira Ventura, die von allen Elvie genannt wird. Die 48-jährige Filipina lebt täglich nach diesem Motto. Als Teil eines Frauen-Netzwerks setzt sie sich mit aktiver Nachbarschaftshilfe in C.F. Natividad dafür ein, aus der illegal errichteten Armensiedlung nahe der philippinischen Hauptstadt Manila einen lebenswerten Ort zu machen. Die Menschen, die hier leben, sollen sich trotzdem wohlfühlen.
Gemeinsam füreinander & miteinander
Durch diese gesundheitliche Grundversorgung, die Kinderbetreuung und mithilfe finanzieller Unterstützung in Notsituationen konnten bereits viele Frauen und ihre Familien unterstützt werden, darunter auch die heute 61-jährigen Remedios „Remy“ Caluag. Als Remys Ehemann vor neun Jahren starb, musste sie von einem auf den anderen Tag allein für ihre vier Kinder sorgen. Zwei davon waren noch schulpflichtig, als es plötzlich kein Einkommen mehr für den Lebensunterhalt gab. Die Frauen von AKKMA unterstützen sie finanziell und halfen ihr, wieder auf die Beine zu kommen. Heute sagt die Alleinerziehende, die sich seither für die Initiative engagiert: „Von einer einfachen Frau, die sich um ihre Familie kümmert, wurde ich zu einer Person, die sich um die Gemeinschaft sorgt, in der sie lebt.“
Das zeigt sich gerade jetzt als besonders wichtig. Denn die Pandemie hat die prekäre Lage noch verschärft: Durch die strengen Ausgangbestimmungen konnten viele nicht zur Arbeit gehen und verdienten kein Geld. Durfte gearbeitet werden, schraubten die Unternehmen ihre Produktion herunter, Stellen wurden gestrichen. Die spärlichen Ersparnisse reichen oft nicht aus, um die täglichen Bedürfnisse zu decken. Mit einer Onlinekampagne schärfen die AKKMA-Frauen das Bewusstsein für das COVID-19-Virus in ihrem Umfeld. Infizierten sowie Menschen in Quarantäne bringen sie Sachspenden und bieten bei Bedarf finanzielle Unterstützung. Um die mentalen und emotionalen Belastungen für die Familien etwas zu lindern, gibt es ein Beratungsangebot.
Große Veränderung
Die Sorgearbeit, die AKKMA innerhalb der Community leistet, ist deshalb umso wichtiger. Das Netzwerk in der Gemeinschaft und der Halt, den es gibt, lässt die Frauen wachsen – und verbessert damit die Chancen für die gesamte Familie. „Seit ich AKKMA beigetreten bin hat sich auch für mich viel verändert“, pflichtet Dolores Dailisan, heute Präsidentin der Partner:innen-Organisation, dem bei. Die vierfache Mutter, die von allen nur Dolor genannt wird, erzählt stolz, wie sehr sich ihr Leben in den 15 Jahren seit ihrem Beitritt verändert hat. „Ich habe begonnen, mich um andere Menschen zu kümmern. Ich zeige ihnen, wie sie selbst das Familieneinkommen sichern können, und ich unterstütze sie darin, für ihre Rechte und die ihrer Kinder zu kämpfen, um sie vor Gewalt zu schützen. Was mich betrifft, so kann ich jetzt meine eigenen Überzeugungen leben und für sie einstehen.“
© Mag.a Christine Buchinger. Der Artikel wurde in leicht gekürzter Form dem Familienfasttagsmagazin 01/2022 entnommen.
Die Frauen- und Nachbarschaftsinitiative AKKMA
Das Projekt AKKMA („Aktibon Kababaihan sa Komunidad ng Mapulang Lupa“, übersetzt: „Aktiv für die Frauen in Mapulang Lupa“) wurde 2003 gegründet. In der Frauen- und Nachbarschaftsinitiative sorgen Frauen füreinander und für die Gemeinschaft, in der sie leben. Ziel der Basisorganisation ist es, die Lebensumstände in der informellen Siedlung zu verbessern. Sie haben einen Kindergarten aufgebaut, betreiben ein eigenes Kinder- und Jugendprogramm sowie ein Gesundheitszentrum. Sie gründeten Kooperativen und verschiedene Gemeinschaftsprojekte.